Von Wang Pinzheng
Aus dem Vereinsmagazin Nr. 4, S. 5 der Jianquan Taijiquan Association Shanghai vom 15.1.1982
Das Pushhands des Taijiquan ist eine vielfältige Übung und von Interesse für die Leibeserziehung. Ich habe öfters beobachtet, wie Ma Yueliang, Wu Yaozong, Jiang Changfeng und andere Lehrer mit hohem Alter einige Zeit mit kräftigen und starken Jugendlichen Pushhands übten. Das Resultat war, dass immer nur aus der Gruppe der Jüngeren einer nach dem anderen verlor. Die Lehrer aber hatten kein rotes Gesicht, waren nicht außer Atem und unterhielten sich, als wäre nichts geschehen. Dies zeigt, dass es im Pushhands eine andere Art von Kraft gibt. Es ist nicht die körperliche Stärke, sondern man stützt sich auf das gongfu [das Können welches durch langes und hartes Üben erworben wird].
Wenn zwei Leute Pushhands üben und der eine Kraft gegen meinen Ellenbogen oder meine Handgelenke einsetzt und ich mich mit Kraft widersetze, dann ist das „Dagegen halten (ding)“. Wenn man aber nicht dagegenhält, sondern den Ellenbogen oder das Handgelenk wegzieht und man sich so von dem Anderen trennt, ist das „den Kontakt verlieren (diu)“. Dagegen halten oder den Kontakt verlieren, dies ist im Pushhands auf jeden Fall verboten. Aber wenn nun ein starker Gegner nach vorne dringt, wie soll man ihm begegnen?
Nach der Erfahrung der Lehrer geht das so:
Wenn ich den Angriff des Anderen „gehört (ting) [gefühlt]“ habe, verliere ich nicht den Kontakt und halte auch nicht dagegen. Ich klebe nur sehr, sehr leicht, ähnlich wie angeleimt, an den Händen des Anderen. Ich folge der Kraftrichtung des Anderen und gehe in einem Kreisbogen mit (nicht gerade nach hinten gehen). So folge ich seinem Vordringen und lasse ihn in die Leere fallen. Wenn der Andere in der Kampfkunst auch gut unterrichtet ist, weiß er, dass ich nicht dagegen halten, mich aber auch nicht verstecken werde. Da er nicht gewinnen kann, wird er sofort beide Hände entspannen und ich kann ihn auch nicht gleich bezwingen.
Aber wenn der Andere keine Einsicht zeigt und sich hartnäckig überheblich gibt, riskiere ich es, mit einem fajin (jin-Kraft abgeben) fortzufahren. Dabei bin ich leicht, aber ich klebe. So kann ich Veränderungen in seinen Bewegungen fühlen (ting) und entsprechend „von den Reisenden Abschied nehmen und die Ankömmlinge begrüßen“ leite ich die kommende Kraft in die Leere. Dadurch wird der Schwerpunkt des Anderen so beeinflusst, dass er sein Gleichgewicht nicht findet. Der Andere befindet sich jetzt in einer sehr ungünstigen Lage und man braucht nur einmal ganz leicht zu drücken, um ihn wegzustoßen. Das, worauf es ankommt, was auch das Erfolgsgeheimnis der langjährigen Lehrer ist, wird auch im Lied der schlagenden Hände (Dashouge) beschrieben:
„Durch Ableiten den Angriff in die Leere fallen lassen, der Gegenangriff folgt sofort.
Kleben, verbinden, anhaften, folgen ohne den Kontakt zu verlieren oder dagegen zu halten.“
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