von Zhou Huasong
Die Kampfkünste unterteilen sich in innere und äußere Stile. Taijiquan gehört zu den inneren Stilen. Wenn man Taijiquan erlernt, darf man sich nicht von seinen Wurzeln trennen. In erster Linie bedeutet dies, dass man sich nicht vom eigentlichen Ziel abwenden darf:
Es ist eine innere Kampfkunst.
Es nennt sich auch Kampfkunst der inneren Übung, bei der es wichtig ist, das Qi zu üben. Dieses Qi ist aber nicht das in der äußeren Natur zu findende Qi, sondern es ist das Bewusstsein, das angeregt durch die Bewegungen der Kampfkunst durch das Nervensystem strömt. In der Bewegung die Ruhe suchen. In der Ruhe Bewegung besitzen. Der ganze Körper folgt den Bewegungen des Bewusstseins gemäß den physikalischen Gesetzen des Kosmos. Ausgeführt durch die fünf inneren Organe [Herz, Leber, Milz, Lunge und Nieren] und den sechs Hohlorganen [Magen, Galle, Sanjiao, Harnblase, Dickdarm und Dünndarm].
Wenn das Bewusstsein in alle funktionellen Aktivitäten des Körpers reicht, dann läßt dies den ganzen Körper zu einer Einheit werden. Der Blutkreislauf und das Nervensystem bewegen sich wie die Gestirne - ein ewiger Kreislauf. Ist etwas in Bewegung, gibt es nichts, dass sich nicht bewegt. Ruht etwas, gibt es nichts, dass nicht in Ruhe wäre. Im ganzen Körper gibt es die gegenseitige Erschaffung von Yin und Yang.
Wenn man dem eigentlich Ziel und den Prinzipien des Taijiquan folgt, sie in die Praxis umsetzt und Schritt für Schritt vorgeht, so wird man vom Üben der Grundlage (ti) zum Üben der Anwendung (yong) gelangen. Zur Methode der Grundlage findet man hauptsächlich in den Texten "Der Klassiker des Taijiquan" und "Die Abhandlung zum Taijiquan" etwas gesagt. Zur Übung der Anwendung steht etwas in den "Mentale Erklärungen zum Ausführen der dreizehn Grundbewegungen", dem "Lied der dreizehn Grundbewegungen" und dem "Lied der schlagenden Hände".
Die Methode unseres Taijiquans wird durch die Worte und das Beispiel der Meister vermittelt. Aber man kann auch durch eigenes, fleißiges Lernen, intensives Vertiefen und unermüdliches Üben ganz natürlich durch die Praxis die Richtigkeit der Lehre der "Abhandlung" und des "Klassikers" erfahren und man kann sagen, dass man das, was man sich von ganzen Herzen wünscht, in durch die Wirkung des Erlernens der Kampfkunst am eigenen Körper erfahren kann.
Zum Üben der Grundlage:
Im "Klassiker" heißt es: "Das taiji ist aus dem wuji geboren. Es ist der Ursprung von Bewegung und Ruhe und die Mutter von Yin und Yang." Dies sagt klar und deutlich, das Taijiquan eine Kampfkunst ist, die dem Wesen nach großen Wert auf die gegenseitige Umwandlung von Yin und Yang, sowie Ruhe und Bewegung legt. Sie versucht nicht durch Einsatz von roher Kraft in der äußeren Form den anderen zu schlagen, sondern durch die Bewegung des Qi im Körperinnern.
Wenn man die Form übt, ist, wie schon erläutert, der Verlauf der Bewegungen der Kampfkunst außen, aber besonderen Wert wird auf die Wirkung des Qi, ganz gleich ob innen oder außen. Man kann nicht nur einfach auf die äußere Form achten. Vor allen Dingen muss es so, wie es in der "Abhandlung" heißt, sein:
"Die Wurzel der Bewegung liegt in den Füßen. In den Beinen wird sie erzeugt, durch die Taille (yao) wird sie beherrscht und die Hände und die Finger drücken sie aus. Von den Füßen über die Beine zur Taille - sie muss immer in sich geschlossen und ununterbrochen sein. Durch Vordringen und Zurückweichen erlangt man die günstige Gelegenheit und den strategischen Vorteil (shi). Erlangt man die günstige Gelegenheit und den strategischen Vorteil nicht, wird der Körper unorganisiert und durcheinander sein. Dieser Fehler ist bestimmt in der Taille und den Beinen zu suchen. Ob oben oder unten, vorne oder hinten, links oder rechts, es ist im Allgemeinen so. Dies alles hat mit der Vorstellungskraft (yi) zu tun, nicht mit Äußerem."
Zum Üben der Anwendung:
Taijiquan ist eine Kampfkunst und die Fähigkeit des Kämpfens ist ein untrennbarer Bestandteil. Der Ausdruck dieses Könnens findet sich in den dreizehn Grundbewegungen: peng, lü, ji, an, cai, lie, zhou, kao, Vordringen, Zurückweichen, nach Links schauen, nach rechts schauen, Stabilität. Die sich darunter befindende Stabilität, die auch als stabiles Gleichgewicht (zhongding) bezeichnet wird, ist von höchster Wichtigkeit. Die anderen zwölf Grundbewegungen brauchen alle ein stabiles Gleichgewicht.
Danach folgt die Forderung nach dem Wechsel von Leer (xu) und Voll (shi), sowie yin und yang. Im "Lied der dreizehn Grundbewegungen" heißt es dazu:
"Die dreizehn Grundbewegungen - keine von ihnen ist gering zu schätzen.
Man weiß: Die Quelle (der dreizehn Grundbewegungen) ist die Taille.
Der gegenseitige Wandel zwischen Leer und Voll muss beachtet werden.
Das Qi durchdringt den Körper ohne zu stocken
In der Ruhe trifft man auf die Bewegung,
so wie man in der Bewegung auf die Ruhe trifft.
In Übereinstimmung mit dem Gegner erscheint die Umwandlung phantastisch.
Für jede Bewegung gilt:
Bewahre sie im Herzen/Bewusstsein (xin) und ziehe ihre Bedeutung in Betracht.
Es kommt - ohne dass man es bemerkt - durch Einsatz von viel Zeit und hartem Üben (gongfu)."
Dies erklärt klar und deutlich die Fähigkeit des Kämpfens im Taijiquan und wie man sie durch hartes Training der dreizehn Grundbewegungen erreichen kann.
Ganz gleich, ob man die Grundlage oder die Anwendung übt, vom Anfang bis zum Ende beruht Taijiquan zusammenfassend gesagt, auf dem großen Prinzip von der gegenseitigen Erzeugung von Yin und Yang, Leer und Voll, sowie Ruhe und Bewegung. Wenn wir Taijiquan erlernen, dürfen wir uns auch von folgenden Prinzip nicht trennen:
"Frage, was sind die Regeln von Prinzip und Anwendung?
Vorstellungskraft und Qi als Herrscher - Knochen und Fleisch als Untertan.
Mache dir bewusst, worin letztlich die Absicht besteht.
Das Leben verlängern. Die Jahre ausdehnen. Ewiger Frühling."
Die Vorfahren gaben uns folgende Lehre:
"Es ist zu wünschen, dass die Helden dieser Welt damit ihr Leben verlängern und es nicht nur zur Kampfkunst verwenden."
In der Kampfkunst Taijiquan muss die Technik und die innere Kraft (de) in gleicher Weise beachtet werden. Das bedeutet, dass Taijiquan einfach nur eine edle Ansicht des Ideals der Harmonie ist.
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